Die Ev. Chrischona-Gemeinde in Hüttenberg – von 1893 bis zur Gegenwart
Unter dem 10. Februar 1893 ist im „Protocollbuch“ der Chrischona-Station Lich zu lesen: „In Hörnsheim … konnten wir jetzt auch Versammlung halten, wir wurden von verlangenden Seelen dahin gebeten.
Der Herr gebe, dass daselbst recht lebendige Gemeinschaften entstehen.“
Dies war der Anfang der Chrischona-Gemeinschaft Hüttenberg. Die erste Bibelstunde fand am 10. Februar 1893 im Haus Wiegand Müller, Dorfgraben 4 statt.
Das erste eigene Haus
Ein Meilenstein in der Geschichte der Chrischona-Gemeinschaft war der Entschluss zum Bau einer eigenen Versammlungsstätte.
Um die Kosten niedrig zu halten, wurde das Haus in erheblichem Maß in Eigenleistung erstellt. Nach knapp einjähriger Bauzeit konnte der Neubau in der Rechtenbacher Straße am 27. Mai 1900 von St. Chrischona-Inspektor Carl Heinrich Rappard eingeweiht werden.
Im Ersten Weltkrieg
Der Krieg beeinflusste auch das Gemeindeleben im Chrischona-Arbeitsfeld Großen-Linden (bestehend aus den Ortschaften Linden und Leihgestern sowie Allendorf und Hüttenberg). Über die Situation der oberhessischen Gemeinschaften in dieser Zeit ist im Jahresbericht der Pilgermission St. Chrischona 1915 zu lesen:
„Hessen ist zwar nicht wie Ostpreußen direkt vom Krieg betroffen. Doch hat gerade hier der Krieg einen spürbaren Eingriff in unsere Arbeit gemacht. Die meisten Brüder wurden zur Fahne gerufen. An vielen Orten fanden sich ältere, in der Schrift gegründete und im Glauben erfahrene Männer, die wohl imstande sind, Bibelstunden zu halten. Der Herr hat seinen Segen darauf gelegt.“
Chöre, „Monatliches Berichtsblättchen“ und „christlicher Volksabend“
Zu den seit einigen Jahren bestehenden Chören, Gemischter Chor und Posaunenchor gesellte sich ein weiterer: Der Männerchor wurde im Jahr 1920 gegründet.
Die Leitung der Gemeinschaft Hörnsheim lag in den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg in den Händen von Johannes Mack und Johannes Köhler. 1931 erschien für das Arbeitsfeld ein „Monatliches Berichtsblättchen“, auch ein „Christlicher Volksabend“ fand einmal im Jahr statt.
„Verdunkelte Zeiten“
Während des Nationalsozialismus geriet die Arbeit unter Druck. Der damalige Prediger im Arbeitsfeld Großen-Linden, Albert Jung, schrieb 1939: „Meinen Dienst konnte ich fast noch ungestört tun. Man muss sich ein wenig in die ‚verdunkelten Zeiten‘ schicken. Wir können auf unsere Bibel- und Gebetsstunden nicht verzichten, da wir es gerade in der Kriegszeit für so nötig halten, dass die Kinder Gottes einstehen für unser Volk und auch füreinander.“
Während des Zweiten Weltkriegs bis zu dessen Tod 1963, wurde die Gemeinschaft von Karl Glaum geleitet. In seinen Händen lag die Bewältigung der schwierigen Lage, in der sich die Gemeindeglieder und (Rest-) Familien befanden. Einige Familienväter waren nicht wieder aus dem Krieg zurückgekehrt. Da der Lohn des Stationspredigers in Hörnsheim oft nicht aufzubringen war, wurde dieser von Gemeindegliedern mit Naturalien unterstützt.
Geistlicher Aufbruch nach dem Krieg
Schon Mitte der 40er Jahre ging der Neuaufbau in der Chrischona-Gemeinschaft nach den Kriegswirren voran. Sonntagsschule und Jugendbund wurden feste Größen. Anfang der 60er Jahre hielt Prediger Emil Müller neben organisatorischen Veränderungen auch die Notwendigkeit einer geistlichen Neuausrichtung der Gemeindeglieder auf das Wort Gottes hin für wichtig.
1962 kam deshalb Prediger Johannes Pottek zu einer Evangelisation nach Hörnsheim: Müller schreibt darüber: „Im Winter wurde in Hörnsheim eine Evangelisation von Bruder Pottek durchgeführt. Der Herr schenkte eine Neubelebung und klare Bekehrungen. Hier gab es in der Gemeinschaft einen grundlegenden Wandel zum Guten. Der treue Herr bewahre und mehre den Segen zu seiner Ehre und Dienst. ‚Geist des Lebens, wehe, wehe Segen auf die dünne Flur'“. Eine Zeltevangelisation mit Prediger Fokke Busboom folgte 1970.
Renovierung und Umbau
Mehrmals mußte das Gemeinschaftshaus renoviert und umgebaut werden, weil es zu klein wurde. Der letzte große Umbauabschnitt begann 1968. Am 3. Dezember 1972 konnte das „neue alte“ Gebäude nochmals eingeweiht werden.
Eine Gemeinschaft in Hörnsheim
1992 war das Jahr mit vielen Sonderaktionen: Im Mai wurden die Hörnsheimer besucht, um eine Meinungsumfrage durchzuführen und jedem Haushalt ein Neues Testament zu schenken. Es wurden ca. 500 Exemplare verteilt. Der Lebensmittelmarkt REWE hatte den Posaunenchor für den 22. September zu einem Konzert eingeladen. Parallel zur Bibelwoche wurde im Rahmen der Aktion „Jahr mit der Bibel – 1992“ eine Kunst- und Bibelausstellung durchgeführt.
Neben alten Bibeln wurden historische Gegenstände aus dem 2. Jahrhundert nach Christus gezeigt. Die Hüttenberger waren eingeladen, ihre alten Bibeln zur Ausstellung mitzubringen. Im Vorfeld hatte die Jugend der Gemeinschaft in Hüttenberg auf das „Jahr mit der Bibel“ aufmerksam gemacht. Unter dem Motto „Wir wollen Sie (be)kehren“ zog der Jugendkreis mit Besen und Mülleimern ausgerüstet durch die Hauptstraße.
Im Sommer 1994 beteiligte sich die Gemeinschaft am Feuerwehrfestumzug mit einem eigenen Motivwagen. Das Thema hier: „In Gottes Hand liegt diese Welt, wer ist es, der dein Leben hält?“
„Geistlicher“ Nachwuchs – zwei Beispiele
Antje Steinmüller absolvierte von 1987 an die Bibelschule für Frauen auf St. Chrischona, Holger Jung die Predigerausbildung. Zusammen mit dem Prediger Edgar Hecklinger (September 1995 bis August 2003) wurde er im Juni 1995 auf St. Chrischona eingesegnet.
Holger Jung war mit seiner Familie erst in Südostasien und danach von Deutschland aus für die OMF (ehem. ÜMG) tätig.
Teilung des Bezirks Großen-Linden
Ab 1. Juli 2000 trat die Teilung des Chrischona-Bezirks Großen-Linden in Linden und Leihgestern sowie Allendorf und Hüttenberg in Kraft. Für Hüttenberg und Allendorf ist nunmehr Edgar Hecklinger als Prediger zuständig.
Neues Haus
Nach etwa 3-jähriger Bauzeit konnte das neue Gemeindehaus am 20. August 2000 eingeweiht werden. Die Einweihungsfeier wie auch die ganze Festwoche fand guten Zuspruch in der Bevölkerung.
Predigerwechsel
Prediger Edgar Hecklinger wurde von der Werksleitung zu einer neuen Aufgabe nach Grenzach-Wyhlen berufen. Seit dem 1. September 2003 hat Prediger Edmund Siebeneich seinen Dienst im Arbeitsfeld Allendorf/Hüttenberg aufgenommen. Edmund Siebeneich war zuvor Prediger in Bad Vilbel.
„Geistlicher“ Nachwuchs II – zwei Beispiele
Im Sommer 2006 schloss Martin Weber seine theologische Ausbildung in Tabor ab. Heute ist er Pastor in dem Gemeindebezirk Schöffengrund/Laufdorf.
Im Sommer 2006 begann Christian Konrad die theologische Ausbildung in St. Chrischona.
Predigerwechsel 2010
Im Sommer 2010 stand ein erneuter Predigerwechsel an. Edmund Siebeneich wurde durch die Werksleitung nach Alsfeld in die dortige Stadtmissionsarbeit berufen. Als Nachfolger wurde Christian Sewerin nach Hüttenberg berufen. Christian Sewerin war von 2004-2010 als Jugendpastor in der Stadtmission Windhoek, Namibia tätig. Christian Sewerin, seine Frau Damaris und ihre 4 Kinder (Marvin, Fynn, Robin und Vivien) sind im Juli in Hüttenberg eingetroffen.
Im September 2022 wechselte Christian Sewerin nach Gießen und die Gemeinde in Hüttenberg erlebt nun eine Vakanz. Die Predigtdienste werden von verschiedensten Predigern, Ruheständlern und Laienprediger übernommen. Dadurch ergibt sich auch eine große Bereicherung. Alle anderen Aufgaben werden mit großer Liebe und Ausdauer von der Gemeindeleitung mit einem Gebetsteam gestemmt.
Unsere Gemeindeleitung
Im November 2019 wurde der heutige Gemeindevorstand durch die Mitgliederversammlung bestätigt und am 02.02.2020 eingeführt.
Der Gemeindeleitung gehören nun folgende Personen an:
Hans-Martin Kuhl (Vorsitzender)
David Dircksen
Ulla Hofmann
Edeltraud Kuhl
Ines Müller
Stefan Müller
Die erste Großtaufe
Am 10. September 2023 fand in der Chrischona-Gemeinde Hüttenberg, die in diesem Jahr ihren 130. Geburtstag feierte, die erste Großtaufe statt. 2 junge Erwachsene (die Geschwister Salina und Darius Müller) hatten den Wunsch, ihren Glauben an Jesus Christus zu bekennen und ihre Liebe zu IHM öffentlich zu zeigen.